Der Schwarzwald baut nachhaltig: Konvent setzt Impulse für eine zukunftsfähige Baukultur

Beim jüngsten Ganztageskonvent von Bauwerk Schwarzwald am 11. Oktober stand die Zukunft der regionalen Baukultur im Fokus.

Von Claudia Karrer
(Karrer Kommunikation, Herausgeberin des Magazins Bauart)

Unter der Moderation von Roland Schöttle, Geschäftsführer des Naturparks Südschwarzwald, diskutierten Experten aus Architektur, Handwerk und Wissenschaft über Herausforderungen und Lösungsansätze für ein nachhaltiges Bauen im Schwarzwald.

Die Teilnehmer waren sich einig: Die Baubranche muss sich weiter wandeln, um den Herausforderungen des Klimawandels und dem Verlust historischer Bausubstanz zu begegnen. Jan Bulmer, Koordinator der Holzbauoffensive Baden-Württemberg, betonte die Bedeutung regionaler Ressourcen und wies auf die Verfügbarkeit von heimischem Holz hin. Dipl.-Ing. Manfred Sautter, Stv. Bezirksvorsitzender der Architektenkammer Baden-Württemberg, kritisierte die zunehmende Monotonie in der Bauweise auch im ländlichen Raum und forderte mehr Vielfalt und Individualität.

Wolfram Seitz-Schüle, ehemaliger Geschäftsführer der Handwerkskammer Freiburg, wies auf die Notwendigkeit einer besseren Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Gewerken hin. Er plädierte für eine stärkere Fokussierung auf den Bestand und forderte eine Reform der Bauordnungen. Reiner Nagel, Vorstandsvorsitzender der Bundesstiftung Baukultur, betonte die Bedeutung des Ortes und rief zu Mut bei einer stärkeren Bürgerbeteiligung auf.

Dr. Henning Austmann, Professor für ABL und International Management an der Hochschule Hannover sagt, nichts von dem was wir als „normal“ annehmen sei normal. Egal ob es um den Einsatz von Düngemitteln, Bevölkerungswachstum, Globales BSP, Kraftfahrzeuge, Flüge oder Primärenergieverbrauch gehe, die exponentielle Wachstumskurve sei immer gleich.

Die internationale Perspektive lieferten Beiträge von Experten aus Österreich und Südtirol. Prof. Arch. Dipl.-Ing. Much Unterifaller, ein Pionier der nachhaltigen Bauweise in Vorarlberg, hob die Bedeutung regionaler Materialien und traditioneller Bautechniken hervor. Mag. Arch. Marina Hämmerle präsentierte Beispiele für zeitgemäße Architektur mit natürlichen Materialien wie Lehm und Holz.

Ein besonderer Fokus lag auf der Frage, wie sich historische Bausubstanz erhalten und gleichzeitig den Anforderungen an Energieeffizienz und Nachhaltigkeit gerecht werden lässt. Die Initiative HouseEurope, die sich gegen den Abriss bestehender Gebäude einsetzt, zeigte die Bedeutung des Bestands für den Klimaschutz auf.

Der Konvent hat gezeigt, dass es ein großes Potenzial für eine nachhaltige Baukultur im Schwarzwald gibt. Vor allem wurde deutlich, dass eine enge Zusammenarbeit zwischen Architekten, Handwerkern, Politik und Bürgern erforderlich ist, um diese Ziele zu erreichen. Die Zukunft der Baukultur liegt in der Hand aller Beteiligten.

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Zitate: 

Prof. Dr. Arch. Michaela Wolf, Bergmeisterwolf Architekten Brixen, Südtirol: „Nicht an dem Ort sollst du bauen, sondern den Ort sollst du bauen“. Ein Beitrag zu Ästhetik und Landschaft, die Werte schafft und Werte erhält.

Mag. Arch. Marina Hämmerle: „Stadt- und Dorfentwicklungen ist schließlich kein Foto, sondern ein Film. Den gilt es zu gestalten“.

Wolfram Seitz- Schüle, ehemaliger Geschäftsführer der Handwerkskammer Freiburg: „KFW 100 im Altbau wäre ausreichend damit der Umbau im Bestand rentabel wird. Neue Umbau-Ordnungen sind dringend notwendig.“

Dr. Henning Austmann, Professor für ABL und International Management an der Hochschule Hannover: „Unterschätze nie, was eine kleine Gruppe engagierter Menschen tun kann, um die Welt zu verändern. Tatsächlich ist das das Einzige, was je etwas bewirkt hat.“

Fotos: © Bauwerk Schwarzwald | v.l.: Much Untertrifaller, Marina Hämmerle, Diana Wiedemann, Roland Gruber, Oliver Seidel, Roland Schöttle (Moderator)